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Faxen am VOIP-Anschluss mit Asterisk, IAXmodem und HylaFAX
Zum Senden und Empfangen von Faxen über einen VOIP-Anschluss habe ich einen HylaFAX-Server in Verbindung mit Asterisk unter Debian Wheezy auf einem Dockstar eingerichtet. Damit gelingt das Faxen zu meiner großen Freude sehr zuverlässig. Um für ausgehende Faxe einen qualifizierten Sendebericht inklusive einer verkleinerten Kopie der ersten Seite des Faxes zu erhalten, habe ich die Benachrichtigungsoptionen von HylaFAX erweitert.
Die Einrichtung des Faxservers war vergleichsweise einfach. Es fehlte jedoch eine Option für den Erhalt eines qualifizierten Sendeberichtes, wie man ihn von klassischen analogen Faxgeräten kennt. Da es sich bei HylaFAX um offene und recht gut dokumentierte Software handelt, konnte ich diese Funktion glücklicherweise selber ergänzen und den Faxserver nach Belieben an meine Bedürfnisse anpassen. Die gesammelten Erfahrungen und meine Lösung für den Faxsendebericht teile ich auf dieser Webseite.
Ich betreibe eine AVM Fritz!Box 7390 mit der derzeit aktuellen Firmware Fritz!OS 06.23 an einem Kabelinternet-Anschluss. Die Fritz!Box befindet sich hinter einem Kabelmodem, das im Gateway-Modus läuft, und erhält eine öffentlich erreichbare IP4-Adresse über den LAN1-Anschluss. Zusätzlich ist die Fritz!Box über eine DynDNS-Adresse erreichbar. Für Telefonie kommt unter anderem ein Sipgate Basic (VOIP-Telefonie) zum Einsatz, in dem mehrere portierte Rufnummern liegen. Über Ethernet mit der Fritz!Box verbunden ist ein Seagate Dockstar unter Debian Wheezy (Version 7.8), der eine lokale IP-Adresse erhält.
Während meine Internetanbindung stabil läuft, und auch VOIP-Telefonie reibungslos und in guter Qualität funktioniert, störten mich neben einigen anderen Bugs der Fritz!Box vor allem 2 Dinge: zum einen gelingt das Faxen mit der Fritz!Box über meinen Sipgate-VOIP-Anschluss nicht und zum anderen ist die Fritz!Box nicht in der Lage, mehrere Rufummern in einem Sipgate-Basic-Account zu trennen.
Trotz intensiver Bemühungen ist es mir nicht gelungen, über den in der Fritz!Box eingerichteten Sipgate-Anschluss mit Hilfe der Fritz!Box 7390 zuverlässig Faxe zu senden und/oder zu empfangen. Das Faxen scheiterte bei Tests in beiden Richtungen in nahezu allen Fällen mit Verbindungsabbrüchen, sowohl mit der integrierten Faxfunktion der Fritz!Box als auch über ein externes Notebook-Faxmodem am Telefonanschluss des AVM-Routers. Versuche über die CAPI-Schnittstelle mit AVMs Fritz!Fax führten ebenso wenig zum Erfolg wie Faxsendungen mit dem leider verwaisten, quelloffenen capifax. Ein massives Herabsetzen der Signalrate, die Reduzierung der Auflösung, das Zu- oder Abschalten der Fehlerkorrektur (ECM) und diverse weitere Maßnahmen brachten keine Besserung.
Auf der Gegenseite kamen verschiedene Internetfax-Anbieter und Faxgeräte zum Einsatz. Unter den Faxgeräten befand sich interessanterweise auch eine Fritz!Box 6360, die an einem Kabelinternetanschluss und über VOIP sehr zuverlässig Faxe empfängt sowie ausgehende Faxe eines analogen Faxgerätes vermittelt.
Hinweise auf Störsignale an meiner Fritz!Box, die die Leitungsqualität auf meiner Seite beinträchtigen und eine Erklärung für das Scheitern der Faxversuche liefern könnten, konnte ich nicht entdecken, und die Sprachtelefonie über den Sipgate-Anschluss funktioniert wie bereits erwähnt einwandfrei. Mir sind die generellen Probleme im Zusammenhang mit Faxen über VOIP-Anschlüsse bekannt. Die Tatsache, dass es ungeachtet dessen jedoch zahlreiche Berichte über einen erfolgreichen Faxbetrieb über VOIP-Anschlüsse gibt (insbesondere auch von Sipgate-Nutzern), wurmte mich allerdings und daher versuchte ich es schließlich mit einem Asterisk-Server und HylaFAX. Mit Erfolg!
Abgesehen davon, dass das Faxen mit der Fritz!Box 7390 in meinem Fall nicht gelingen wollte, gab es einen weiteren Grund für mich, es mit Asterisk und HylaFAX zu versuchen.
Sipgate bietet als VOIP-Anbieter im Basic-Tarif lediglich eine SIP-ID für alle in dem Tarif hinterlegten Rufnummern. Die Aufteilung verschiedender Rufnummern auf verschiedene SIP-IDs ist also in diesem Tarif nicht möglich. Sipgate übermittelt jedoch bei eingehenden Anrufen die Information über die angerufene Nummer im SIP-Header 'To'. Auch ausgehend erlaubt Sipgate das Festlegen der gesendeten Rufnummer durch das Endgerät. Die gewünschte Rufnummer muss hierfür mittels 'P-Preferred-Identity' übermittelt werden. (Diese Funktionen hat Sipgate zwischenzeitlich leider aus dem Basic-Tarif entfernt. Siehe dazu das Update von 08/2016.)
Dazu muss man sagen, dass dieser Tarif inklusive einer Ortsnetzrufnummer kostenlos angeboten wird, ebenso wie das neuere Sipgate Trunking, in das man eine Sipgate-Basic-Rufnummer gratis portieren kann. Ein vergleichbares Angebot ist mir derzeit sonst nirgends bekannt.
Auch nach Jahren entsprechender Hinweise von Kunden schafft es AVM jedoch leider nicht, mit der Fritz!Box den 'To'-SIP-Header auszuwerten und es auf diese einfache Weise zu ermöglichen, eingehende Anrufe an die verschiedenen Rufnummern in einem Sipgate-Basic-Account unterschiedlichen Endgeräten zuzuweisen. In den neueren Versionen von Fritz!OS hat AVM eine Unterstützung für SIP-Trunking eingerichtet. Theoretisch ließe sich damit ein Sipgate-Basic-Account als generischer SIP-Trunk einrichten, um die Trennung der Rufnummern zu bewerkstelligen. Praktisch ist die SIP-Trunking-Umsetzung jedoch sowohl in Fritz!OS 06.20 als auch im aktuellen Fritz!OS 06.23 fehlerbehaftet und dadurch für diesen Einsatzzweck nicht zu nutzen. Die Hoffnung auf zügige Ausbesserung durch AVM habe ich aufgegeben.
Darüberhinaus ist das Standard-Sipgate-Profil in der Fritz!Box für ausgehende Anrufe falsch vorkonfiguriert. Für die Übermittlung der Rufnummer wird fehlerhaft nicht die (grundsätzlich unterstützte) Option 'P-Preferred-Identity' gewählt, weshalb das Setzen der abgehenden Rufnummer durch die Fritz!Box bei Sipgate scheitert. Dieser Fehler lässt sich umgehen, indem man bei der Konfigurierung des VOIP-Accounts "anderer Anbieter" anstelle von "Sipgate" auswählt und dann die Einstellung für die Rufnummernübermittlung korrekt setzt. Man muss jedoch beachten, dass die Fritz!Box anhand der eingegebenen Registrar-Adresse bei jedem erneuten Aufruf der Einstellungen Sipgate als gewählten Anbieter "erkennt" und zunächst wieder auf das fehlerhafte Sipgate-Profil wechselt. Bei jeder Änderung der Accounteinstellungen ist also explizit wieder "anderer Anbieter" zu wählen, um zu verhindern, dass die Fritz!Box die Einstellungen falsch überschreibt.
Mein Ziel war es vor diesem Hintergrund, mittels Asterisk die Rufnummern des Sipgate Basic zu trennen und eine der Rufnummern ausschließlich für Faxe zu verwenden, während die restlichen Rufnummern für Sprachtelefonie genutzt werden sollen. Der Asterisk-Server soll sich dabei parallel zur Fritz!Box selber bei Sipgate anmelden, um die Fax-Kommunikation vollständig an der Fritz!Box vorbeizuführen.
Bedauerlicherweise wurde der Sipgate-Basic-Tarif – seit Jahren stabil laufend und von vielen Nutzern geschätzt – umfassend umgestaltet, mit einigen Nachteilen für die Benutzer. So hat Sipgate u.a. die Möglichkeit genommen, bei ausgehenden Gesprächen die Rufnummer durch das Endgerät setzen zu lassen. Ferner wird bei ankommenden Gesprächen die angerufene Nummer nun nicht mehr verlässlich im SIP-Header 'To' übermittelt.
Grundsätzlich funktioniert diese Anleitung auch weiterhin, allerdings bietet der Sipgate Basic-Tarif nicht mehr alle im Beispiel genutzten Möglichkeiten. Es empfiehlt sich der Wechsel zu einem anderen VOIP-Anbieter oder ein Umstieg in den Sipgate-Tarif "trunking 2", der die benötigen Funktionen (ebenfalls ohne Grundgebühr) beinhaltet.
Dabei ist zu beachten, dass nicht alle Optionen (z.B Flatrate-Angebote, kostenlose netzinterne Telefonie) des Basic-Tarifs auch im Trunking-Angebot verfügbar sind. Leider deutet derzeit nichts darauf hin, dass Sipgate beabsichtigt, die im "neuen" Basic-Tarif nicht mehr zur Verfügung gestellten Funktionen wiederherzustellen.
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